Der Partner meiner besten Freundin lügt, manipuliert und verletzt mich immer wieder wissentlich. Wie kann ich mich schützen? Oder muss ich ihn und somit auch meine Freundin hinter mir lassen?

Wenn ihr euch schützen wollt, seht ihr euch selbst als Opfer. Brecht ihr die Beziehungen ab, so opfert ihr die damit verbundene Person (in diesem Fall die Freundin).  Der wichtigste Aspekt in der obigen Frage ist jedoch der, dass ihr um eine Entscheidung ringt, wo es doch eigentlich um eine Entwicklung geht. Schutzbedürfnis wie Trennung sind beides passive Reaktionen auf diese Situation – im Gegensatz zum aktiven Agieren.

Das Besondere an dieser Konstellation ist, dass der Konflikt nicht die Beziehungsperson selbst betrifft, sondern einen Menschen, der dieser sehr nahesteht. Die Angst, dass ein offenes Gespräch über die Verletzungen, sei es zu zweit oder zu dritt, zu einem Beziehungsabbruch führt, ist gross und auch real. Nicht alle Menschen haben ein fundiertes und auch integriertes Wissen darüber, wie solche Gespräche konstruktiv geführt werden können. Und in den meisten Beziehungen siegt der Beschützerinstinkt dem Liebespartner gegenüber. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, die Herausforderung zu meistern.

In der Regel ist ein Treffen nämlich auch dann, wenn ein liebevoller Partner mit dabei ist, anders. Eine dritte Person in einer engen Freundschaft beeinflusst die Themen, die Tiefe der Gespräche und alle nehmen durch die Dreierkonstellation eine etwas andere Rolle ein. Deshalb kann ein erster aktiver Schritt der sein, den Wunsch nach späteren und weiteren Treffen zu zweit zu äussern mit genau dieser Begründung, die auch der Wahrheit entspricht. Dies mag einen nächsten Konflikt auslösen, aber dieser trifft einen ganz anderen Aspekt der Beziehung, nämlich den, wie wahrhaftig sie ist und sein darf. Denn jeder der drei Personen weiss tief in sich selbst, dass eine Drittperson, wie liebevoll auch immer, die Gespräche zu zweit und die Begegnung im Jetzt anders gestaltet.

Eine etwas herausfordernde Lösung zielt auf die Wachstumsmöglichkeit der verletzten Person ab. Wenn die Beziehung zur besten Freundin wichtig und vertrauensvoll ist, eröffnet sich die Möglichkeit, selbst authentisch und wahrhaftig zu reagieren und die Verletzungen zu zeigen, ohne ihren Partner zu kritisieren. Es ist dies eine Übung, bei sich zu bleiben, hinter sich selbst zu stehen und wird auch in anderen Situationen hilfreich sein.

Hinter den meisten manipulativen und wissentlich verletzenden Bemerkungen stecken Unsicherheit. Angst, die Kontrolle und Macht zu verlieren und nicht selten in solchen Konstellationen die Eifersucht, die Furcht, die Partnerin an die beste Freundin zu verlieren. Durch das Aufzeigen der Verletztheit oder auch durch weiterführende Fragen bei Manipulationen kann dieses Kartenhaus zusammenfallen. Der Partner fühlt sich nicht angegriffen, die beste Freundin merkt auf und ihr setzt euch für euch selbst ein.

Wir wollen ein Beispiel geben – ohne daraus eine wortwörtliche Anleitung zu machen. Der Partner verletzt euch mit einer Aussage wissentlich:

Wichtig ist nun, dass ihr ganz bei euch bleibt. Keine Rechtfertigungen. Keine Gegenangriffe. Distanziert euch für einen Moment vom Gedanken an eine Wiedergutmachung und macht einen Schritt vom Schmerz hinaus und in euer sicheres inneres Wesen hinein, das ihr seid. Atmet tief durch und dann artikuliert euren Schmerz, ohne emotional zu werden. Und vor allem: Stellt Fragen. «Da fühle ich mich jetzt aber sehr verletzt. Warum sagst du das? Was meinst du damit genau?»

Bei Manipulationen ist es ebenso wichtig, dass ihr bei euch bleibt, hier nicht nur emotional, sondern auch mental. Es ist hilfreich, sich vorzunehmen, neugierig zu sein und herausfinden zu wollen, was der Partner eurer Freundin eigentlich damit erreichen will. Wenn ihr erkennt, oder erahnen könnt, was ihn dazu motiviert hat, könnt ihr die Manipulation auflösen. Dabei geht ihr nicht auf die von ihm geäusserten Worte ein, sondern darauf, was diese bezwecken sollen. Auch hier helfen Fragen: «Warum denkst du das? Was beschäftigt dich denn genau, dass du das sagst? Was davon kannst du nicht akzeptieren, und warum?»

In dieser Art von Gespräch lernt ihr, in euch zu ruhen, Verletzungen solcher Art nicht anhaften zu lassen und mit Manipulationen umzugehen. In welcher Situation auch immer. Nicht selten werden die Antworten euren Schmerz absurdum führen. Er wurde euch zugefügt, aber er gehört gar nicht zu euch. Ob dies auch die Problematik auflösen wird, ist von allen Beteiligten abhängig. Eure beste Freundin jedoch wird ebenfalls zuhören, ohne sich gezwungen zu fühlen, unter euch zu wählen.

Verletztheit in Konflikten zu kommunizieren ist wahre Stärke und eine Chance, zu wachsen. Fragen zu stellen, statt beim Spiel mitzumachen, eröffnet die Möglichkeit zur Reflektion. Das gilt für alle Beteiligten.

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Kommentar von Monica |

Dieser Text ist auch passend zu einer geschäftlichen Sitution von mir. Auch hier brauchte ich länger aber jetzt kann ich eine ähnliche Situtation gut handhaben.

Bitte rechnen Sie 8 plus 6.