Es hat immer mehr Diktaturen, die rücksichtslos ihre Macht durchsetzen und demokratisch gewählte Präsidenten, die versuchen demokratische Regeln ausser Kraft zu setzen. War das schon immer so? Warum verstärkt sich das und was können wir tun?

Dass Führungspersonen Gefahr laufen, durch Macht korrumpiert zu werden, war schon immer so. In Dörfern, Städten und Staaten. Wenn jedoch der Besitzer eines kleinen Ladens seine Angestellte ausnutzte, so war die Situation überschaubar, der Verursacher persönlich bekannt. Heute, durch das Wachstum und die globalen Verknüpfungen sind viele Verbindungen nicht mehr klar erkennbar. Je weniger durchschaubar aber eine Situation ist, desto enger wird der Tunnelblick.

Ein grosser Anteil des Wachstums reicher Länder wurde durch Auslagerung der Arbeit in ärmere Länder erreicht. Dies konnte zwar das Wachstum auch in jenen Ländern ankurbeln – allerdings meist auf Kosten der Arbeitenden. Eine Globalisierung im Sinne von länderübergreifender, respektvoller Zusammenarbeit mit guten Löhnen und Arbeitsbedingungen wurde verfehlt. Die Wachstumsgier hat die Globalisierung vor allem zur gewinnbringenden Auslagerung verkommen lassen, sei es durch den Westen/Norden oder durch die höhergestellten Personen in den Billigländern.

Die letzten Jahre waren für die gesamte Menschheit eine grosse Herausforderung. Lieferketten wurden unterbrochen, ganze Länder waren in Quarantäne und Isolation – jeder von euch wurde auf sich selbst zurückgeworfen und Menschen wie Länder fühlten sich allein und im Stich gelassen. Dann, durch die Energie- und Klimasituation kamen und kommen wiederum existenzielle Herausforderungen auf euch zu, und wiederum war und ist die ganze Welt davon betroffen. All dies macht euch hilflos, und eure Ängste werden dadurch noch grösser, weil ihr von so vielen Informationen aus der ganzen Welt überwältigt werdet. Nicht nur das eigene Dorf/Quartier ist existenziell betroffen, sondern der ganze Planet.

Eine erste Reaktion auf Hilflosigkeit, Angst und Verlust der Sicherheit ist es oft, festzuhalten, was war, und es ohne Rücksicht durchzusetzen. Dies gilt für die einzelne Person und Familie, wie auch für Politik und Staaten.

Diktatorische Regierungen haben schon immer in erster Linie die herrschende Elite bedient. Sie regieren, indem sie alles Fremdartige und sie Verunsichernde verfolgen, ausgrenzen oder gar töten. Dazu braucht es einen Tunnelblick auf die eigene Rasse oder Gesellschaftsschicht, die jedes Mittel als gerechtfertigt betrachtet, welches diese Elite und deren Erzählung schützt. Die Bürger und Bürgerinnen sind abgetrennt, werden als unmündig erklärt und führen ein komplett anderes Leben als ihr Diktator. Diese Kluft kann schwer überwunden werden. Der Täter verdrängt alles, was sein Machtgefühl und seinen Status mindern würde. Die Opfer verdrängen vieles, um zu überleben.

Kipp-Regierungen waren/sind demokratisch, haben sich nun aber Richtung rechts orientiert, um Sicherheit zu erlangen und die Macht zu erhalten. In diesen Ländern blühen faschistische Gedanken auf, um scheinbare Sicherheit zu verbreiten. Auch hier bildet sich eine herrschende Klasse mit Ausgrenzung, doch der Tunnel ist ein bisschen breiter. Den Bürgern und Bürgerinnen wird vorgegaukelt, dass sie alle auch dazu gehören (könnten), wenn nur die «Schuldigen» ausgegrenzt würden. Die Täterschaft benennt Sündenböcke und täuscht schnelle Lösungen vor, die Opfer ziehen sich zurück oder flüchten, um ihre Existenz zu sichern.

Demokratische Regierungen werden besonders herausgefordert. Die Demokratie ist aufgebaut auf der Idee, dass alle Menschen gleichwertig sind, mitbestimmen können und damit auch Eigenverantwortung tragen für die politischen Entscheidungen. Das Individuum hat also etwas zu sagen und steuert die Politik mit. Dies gilt besonders für die Schweiz mit der «direkten» Demokratie. Da die letzten Jahre sehr verunsichernd waren und euch auch materielle Verluste bringen kämpft ihr mit Existenzängsten. Dies gilt nicht nur für Menschen, deren reale Situation tatsächlich in Armut mündet, sondern auch für die unter euch, die nicht mehr so viel, aber immer noch genug besitzen.
Das gewinnorientierte Denken und Handeln zeigen nun die natürlichen Konsequenzen und vieles, was jahrzehntelang angestrebt wurde, funktioniert nicht mehr. Dieser Umstand löst Zukunftsängste und Verlustängste aus. Es liegt nahe, nun die Parteien und Politiker zu drängen, das Problem zu lösen und ebenso, dass diese ihre Macht nicht verlieren wollen. Die Gefahr, dass auch diese Regierungsform sich auf Sündenböcke oder alte rigide Strukturen besinnt, um Sicherheit zu schaffen, ist gross.

Tatsächlich ist es ja aber so, dass diese Krise in Wahrheit ein Hinweis darauf ist, die ganzen Verknüpfungen, Verbindungen und Werte neu zu durchleuchten und die Chance zur Veränderung wahrzunehmen. Diese beginnt bei jedem Einzelnen von euch. Ihr könnt die Staatsformen anderer Länder schwer ändern – wohl aber die Handlungen in eurem eigenen Land, eurer Stadt und eurem Quartier, im Freundes- und Familienkreis.

Konzentriert euch auf das, was euch real umgibt und was ihr individuell ändern könnt. Dies hat auch globale und politische Wirkung. Die Wirtschaft ist mit der Politik verknüpft und ihr mit ihr. Nun, wo nicht alles zu haben ist: Was braucht ihr wirklich? Nun, da ihr euch nicht sicher fühlt: Was gibt euch tatsächlich Sicherheit? Viele von euch haben in den letzten Jahren erkannt, dass dies nicht materielle Dinge sind. Es geht darum, den Sinn eures Daseins und die Gemeinschaft, Unterstützung und Freude zu leben.

Wenn euer wahres inneres Bedürfnis und nicht das Gewinnwachstum und Statusdenken den Weg bestimmt kann sich innerhalb einer Generation alles ändern. Vom persönlichen Befinden über die Wirtschaft und Politik bis zur Erde selbst. Es kann jedoch nur durch eure individuelle Veränderung stattfinden.

Neue Wege entstehen nicht von heute auf morgen. Nehmt diese Herausforderungen zum Anlass, euch zu besinnen, welche Welt ihr wollt und weitergeben möchtet, was euch wahrhaft glücklich macht – und lebt diese Haltung offen und wahrhaftig. Gebt das Materielle, worauf ihr eigentlich verzichten könnt an andere weiter, die diese Wahl nicht haben. Werdet euch bewusst, dass ihr Gemeinschaft seid und durch sie Stärke und Freude sowie ein Gefühl von innerer Sicherheit erwächst.

Vielleicht sagt ihr euch: Wir haben nur eine Welt – und zerstören sie
Wir sagen: Ihr SEID die Welt – und könnt sie heilen

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Kommentar von Gina |

Vielen Dank für diesen wunderbaren Text! Tragen wir Sorge für das, was uns die Erde gegeben hat, denn sie ist ein Wunder. Nur der Mensch hat das noch nicht wirklich erkannt. Man kann auch wachsen, ohne auszubeuten, für das haben wir ein Hirn erhalten, sollte man meinen. Wir haben es in der Hand!

Kommentar von Elisabeth |

Tatsächlich gut beschrieben...nur durch die Veränderung in jedem einzelnen Individuum haben wir die Chance auf Wandlung im weiteren Umfeld. Das ist hoffnungsvoll! Wir sind den Umständen nicht ausgeliefert, sondern können selbst in die Tatkraft gehen und zur Veränderung beitragen.

Bitte rechnen Sie 2 plus 9.