Bei vielen schwerkranken Menschen vergeht der Wunsch nach einem selbstbestimmten Tod durch Exit oft, sobald sie sich angenommen fühlen in ihrer Bedürftigkeit und Abhängigkeit. Was sagt die geistige Welt dazu?

In den meisten westlichen Ländern hat sich diese Gemeinsamkeit in eine individuelle Verwirklichung verändert. Dies ist nicht verwerflich. Wir verstehen, dass ihr wachsen oder ein angenehmeres Leben führen wollt. Von Generation zu Generation, vom Dorf zur Stadt und von armen Ländern zu entwicklungsreichen. Viele Ideen und viel Schöpferkraft können auch in einer Gemeinschaft, die nur das «generationenalte Wir» als feste Instanz kennt, nicht aufblühen.

In einer Welt der Polarität ist es jedoch immer so, dass grosse Veränderungen von einem Pol ins andere Extrem fallen und erst nach einer gewissen Zeitspanne in die Mitte der Waagschale hinein harmonisiert werden können. Darum geht es auch in diesem Thema. Ein neues und freieres «Wir» wiederzufinden.

Viele schwere Erkrankungen können geheilt und das Leben dadurch verlängert werden. Die Forschung beschäftigt sich gar damit, wie ein Leben über hundert Jahre ermöglicht werden könnte. Der Tod ist nicht mehr Heimkehr, sondern der Feind. Das Alter und der Sterbeprozess werden als Krankheit betrachtet und wollen mit allen Mitteln «geheilt» werden. Doch das Alter mit all seinen Herausforderungen ist eine wichtige Vorbereitung für den Sterbeprozess, und dieser eine für die Heimkehr ins Licht.

Ein pflegebedürftiger alter Mensch scheint in der Gesellschaft nutzlos – ein Baby jedoch nicht. Dabei ist es doch so, dass der seelische Prozess beim Baby wie beim alternden oder sterbenden Menschen derselbe ist – nur umgekehrt. Als Baby geht es darum, in der Körperlichkeit anzukommen und die geistige Heimat loszulassen. Im Alter und Sterbeprozess geht es darum, das Körperliche loszulassen und sich auf den Heimweg ins Geistige aufzumachen. Der Prozess des Ankommens in der Welt dauert Jahre – ebenso der Prozess zur Heimkehr.

Auch wenn das Baby nur ein Lächeln und noch keine Worte hervorbringt, so liebt ihr es und ihr fühlt euch beschenkt. Ihr respektiert es in seinen Möglichkeiten, auch wenn es nicht «von Nutzen» ist. Es erinnert euch an das Leben; dessen und eure Zukunft. Ein alter, pflegebedürftiger Mensch hingegen erinnert an den Tod – ein Thema, das eure Gesellschaft verdrängen will.

Jede Lebensphase hat ihre seelischen Aufgaben. In der letzten geht es einerseits darum, vergangene Erfahrungen und Handlungen zu reflektieren und die körperlichen wie geistigen Alterseinschränkungen anzunehmen. Ihr werdet euch bewusst, dass ihr keine treibende Kraft der Gemeinschaft mehr seid, eure Werte und Überzeugungen stimmen vielleicht nicht mehr mit denen der aktuellen Gesellschaft überein, oder ihr könnt die Entwicklung nicht mehr nachvollziehen oder gutheissen. Der Fokus dreht sich nach Innen und in den innersten Familien-/Freundeskreis. Diese Jahre/Jahrzehnte sind wichtige seelische Vorbereitung für den späteren Sterbeprozess und die Heimkehr. Ihr müsst nichts mehr tun, sondern dürft lernen zu «sein».

In verbindenden Gemeinschaften wird diese Lebensphase nicht nur respektiert, sondern als Geschenk betrachtet. Nichts ist spiritueller, nichts ist näher an der Seele als die erste und letzte Lebensphase.

Das Lächeln eines betagten Menschen trägt dieselbe Unverstelltheit und Seelenprägung in sich, wie das eines Kleinkindes. Ein Kind kann euch durch eine spontane Aussage zum Nachdenken bringen – genauso sprudelt aus alten Menschen manchmal Weisheit hervor. Es ist erstaunlich, wie selbstverständlich ihr das beim Betrachten von Dokumentarfilmen über indigene Völker schätzt, wenn beispielsweise eine Grossmutter grundlos loskichert, und wie wenig ihr dies in eurer eigenen Gemeinschaft respektiert. Dort ist es «Unschuld und Reinheit» - hier ist es «Demenz und Peinlichkeit».

In der letzten Phase seid ihr genauso wenig nutzlos, wie in der ersten. Aber kein Mensch, welchen Alters auch immer, kann Freude und Sinnhaftigkeit empfinden und ausstrahlen, wenn er unsichtbar gemacht, verlassen und ungeliebt ausgemustert wird.

Erfährt ein Baby keinen liebevollen Körperkontakt, so wird es sich nicht verwurzeln können und heimkehren. Erfährt der alte und kranke Mensch keinen emotionalen Kontakt, so wird er den Lebenssinn verlieren und heimkehren wollen. Ohne Sinn und Freude ist das Leben keines. Auch wenn die Seele euch nach selbstbestimmter Heimkehr bedingungslos liebend umarmt, so wäre es doch mehr in ihrem Sinne, wenn auch der letzte Lebensabschnitt in liebender Verbindung und bewusst durchlebt werden dürfte.

Dabei braucht es doch so wenig in dieser letzten Lebensphase. Ein Lächeln von euch, ein Streicheln der Hand, den inneren Respekt für ein reiches, gelebtes Leben. Als Geschenk bekommt ihr vielleicht ein Lächeln zurück. Eines, das nicht von Tun und Nutzen begleitet wird, sondern eines aus reinster Seele.

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Kommentar von Gabriela-Maria Berchtold |

Danke für die Worte. Ich bin angesprochen und berührt.

Kommentar von Elif |

Danke vielmals Astrid, hat mich sehr berűhrt, und mir Trost gegeben fűr meinen schwer kranken Vater. Danke vom Herzen🥰

Kommentar von Marianne |

Wie wundervoll berichtet und in Worte gefasst - das Leben von Beginn an (Babyzeit&Wachsen) bis zum Ende (Alter&Sterben) mit Sinnhaftigkeit gefüllt und die Übergänge ebenso gewürdigt wie das pralle Leben. Dieses Channeling hat mich tief im
Herzen und auch in meiner Seele berührt.
DANKE euch Beiden!

Marianne

Kommentar von Astrid |

Echte, ehrliche Begegnungen.
Herzensmomente ganz ohne Leistungsgedanken.
Berühren und sich berühren lassen vom gegenwärtigen Augenblick.

Dieser Text spricht mir aus der Seele. Vielen Dank. <3

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