Welche Haltung hilft uns in dieser Zeit der immer grösser werdenden Diskriminierung und Spaltung? Kommen wir je aus diesem Darwinismus heraus, der wenig Herzensentwicklung fokussiert und sich nach dem Stärkeren ausrichtet?

Diskriminierung und Spaltung zeigen sich zwar in der Gesellschaft– beginnen jedoch in der Wurzel jedes einzelnen Menschen. Die Gesellschaft ist nichts anderes als eine Ansammlung von Individuen, weshalb wir diese einzigartige Macht zur Veränderung auch immer wieder ansprechen. Diese Kraft wird nicht durch Stärke, sondern durch Mitgefühl geboren, eine wesentlich wirksamere Energie.

Über Darwins Aussage, bzw. deren Übersetzung, wird heute neu diskutiert. So sind viele Fachleute der Meinung, Darwin hätte «Stärke» mit «Anpassung» definiert. Aus unserer Sicht ist diese Unterscheidung sehr wichtig. Wer sich an die Realität anpassen und in notwendigen Bereichen verändern kann, gewinnt an Stärke. Veränderung wiederum findet nur durch ein erweitertes Vorstellungsvermögen statt – und nur dieses kann sich in Verantwortung wandeln und wiederum Mitgefühl generieren.

Wenn ein mächtiger, reicher und einflussreicher Mensch sich also nur auf die eigene Stärke abstützt, so wird er sich nicht verändern und sich nur innerhalb seines kleinen Spiegel-Königreichs spiegeln können, bis der Spiegel von aussen zerbrochen wird. Ist dieser Mensch jedoch bereit, sich anzupassen, so wird er über sein Königreich hinausblicken und die Welten anderer miteinbeziehen wollen. Dadurch verändert er sich und seinen Machtbereich. Er kann sich vorstellen, wie er diese Macht verantwortlich einsetzen könnte, um auch andere Menschen in ihre Kraft zu bringen. Dadurch entsteht Mitgefühl und Verbundenheit.

Es ist also nicht Macht, Reichtum, Einfluss und Stärke, die zu Herzlosigkeit führen, sondern die fehlende innere Bereitschaft, diese für Veränderung einzusetzen. Um sich unter jeglichen Umständen sicher und unverwundbar zu fühlen.

Auch wenn ihr keinen finanziellen Reichtum geniesst, so seid ihr trotzdem ebenso mächtig und einflussreich. In eurer Familie, eurem Umfeld, eurer Stadt und eurem Land und der Welt. Und ebenso, wie der oben beschriebene König, müsst ihr euch entscheiden für Sicherheit und Beständigkeit contra Veränderung und den Weg des Herzens – oder für keine Seite, sondern dafür, sich lieber als unsicher und schwach zu erleben, um sich aus allen Fragen heraushalten zu können. Zwei dieser Wege führen in Diskriminierung und Spaltung, einer in das Mitgefühl.

Eure Welt steht vor sehr grossen Herausforderungen. Ihr könnt euch für Sicherheit entscheiden und ein eigenes kleines Glashaus bilden, um beim Bild des Spiegel-Königreichs zu bleiben. Darin ist es eng und starr, aber ihr fühlt euch sicher, weil ihr die Kontrolle über alles habt und euch alles bekannt ist. Klopft ein Fremder an die Türe, so öffnet ihr nicht, denn dies würde euer Heim verändern. Vielmehr hängt ihr vielleicht sogar ein Schild an die Türe mit Regeln, wer und was willkommen ist – nämlich das, was ihr kennt und eure Struktur nicht stört. Weder gedanklich noch emotional oder gar körperlich-real. Dieser Weg lässt Spaltung und Diskriminierung zu aus Angst, etwas zu verlieren, sich nicht sicher zu fühlen, auf welcher Erlebensebene auch immer.

Vielleicht fühlt ihr euch ohnmächtig, unsicher und als Opfer. Ihr glaubt nicht an eure Macht und seht euch als Spielball zwischen Glashäusern und Königreichen, nicht zugehörig, weder dem einen noch dem anderen. Um eurem Schmerz Luft zu machen, verkriecht ihr euch oder werft Steine in die eine oder andere Richtung. Dies macht euch zum Ziel von Ausgrenzung und Sündenbock Mechanismen. Wer nicht für sich und seine Meinung einsteht, bietet sich allen Seiten für Manipulationen an. Sicherlich gibt es Bereiche in eurem Leben, wo ihr eure Kraft spüren könnt, wenn auch andere durch Ohnmacht geprägt sind. Zelebriert sie. Stärkt euch daran, baut sie aus, damit sich Selbstermächtigung und Selbst-Bewusstsein in eurem Leben ausbreiten kann.

Die meisten von euch, die diesen Text lesen, gehören wohl zu der Gruppe, die Diskriminierung und Spaltung vermeiden wollen. Die weder ein Spiegel-Königreich noch ein Glashaus erbauen wollen. Bevor wir auf diesen Weg des Mitgefühls eingehen, wollen wir darüber sprechen, dass auch der sogenannte Herzensweg nicht automatisch frei von Diskriminierung ist.

Habt ihr auch ein erweitertes Vorstellungsverständnis und Mitgefühl für die Menschen im Glashaus oder die Könige der Spiegelreiche? Könnt ihr es aufbringen für Menschen in Hilflosigkeit, die sich nicht zu Entscheidungen durchringen können oder mal so mal so kommunizieren? Wie ist es mit Menschen, die keine spirituelle Ausrichtung haben und nur mit der Materie verbunden sein wollen? Könnt ihr eure Vorstellung so ausdehnen, dass euer Mitgefühl vor dem Schwarz-Weiss-Denken nicht halt macht?

Mitgefühl bedeutet nicht, mit dem Verhalten eines Menschen einverstanden zu sein, sondern zu verstehen, wie es zu diesem kam. Mitgefühl fordert Verständnisbereitschaft und Respekt für einen Menschen oder eine Situation in ihrem ureigenen System ein. Mitgefühl ist eine Emotion und kein gedankliches Gleichschalten. Gedankenaustausch und Diskussionen ohne Mitgefühl ergeben Verträge oder kurzfristige Abmachungen – führen jedoch nicht zu Verbindung und Veränderung. Es ist nur Verhalten und nicht Absicht und Einsicht.

Wenn ihr euch also entschieden habt, nicht nur eurer Macht zu folgen, kein kleines Sicherheits-Glashaus zu bauen oder euch benutzen zu lassen, so habt ihr euch für den Weg entschieden, euch selbst verändern zu lassen.

Ihr seid euch bewusst, dass ihr alles aus eurer Sicht und mit euren Wertehaltungen betrachtet und öffnet euch für das euch fremde und die weltlich gegebene Realität. Dies könnt ihr, weil euch Sicherheit und Beständigkeit zwar emotional beruhigt, ihr aber trotzdem bereit seid, immer wieder loszulassen und euch auf Veränderung einzulassen. Wir nennen dies den Fluss des Lebens, das jetzt, die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln – sich anzupassen an die Realität und dort zu wirken, anstelle des Wartens, Verurteilens und Träumens.

Es ist kein einfacher Weg, doch er öffnet eure Herzen; verletzt sie manchmal, festigt sie letztlich immer. Es ist kein schneller und gerader Weg, doch es ist der Weg der Seele und schenkt euch Sinnhaftigkeit, Stärke und inneren Frieden. Er beginnt mit dem Gedanken, dem Entschluss, nicht nur zu sein, wer ihr immer gewesen seid, sondern zu werden, wer ihr wahrhaftig seid: Ein mitfühlendes Bewusstsein in menschlicher Verkörperung. Bereit, dem Strom der Realität zu folgen, sich verändern zu lassen und ihn mit aller Kraft und Macht in Mitgefühl zu tränken.

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Kommentar von Elisabeth |

Neulich kam in einer Meditation ein Satz zu mir: "Ich bin Du und Du bist Ich." Darüber denke ich nun oft nach und verstehe, dass wir alle miteinander verbunden sind und es enorm wichtig ist, barmherzig zu sein. Die Anteile, die ich am Anderen sehe, sind auch in mir. Von daher ist es wichtig, sich darüber bewusst zu sein. Dies im Alltag zu leben ist ein Prozess und braucht Geduld. Dann wird es mit der Zeit gelingen und unsere Herzen öffnen sich. Vielen Dank für die erhellende Ausführung!

Kommentar von Grazia Sclaverano |

Mega schön der Weg des Herzens.....💜so wichtig zu verstehen was das bedeutet im Alltag,danke Astrid
Lese immer gern die Botschaften von Echnatiel🥰

Kommentar von Othmar |

"Ein mitfühlendes Bewusstsein in menschlicher Verkörperung" für mich wohl der Beste Teil ...

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