Wird es in Zukunft einen Ausgleich der Geschlechter geben? Steht womöglich die Transgender-Thematik bereits für eine Aufweichung dieser Grenzen und Machtverhältnisse? Gibt es dann irgendwann nicht mehr das „klassisch“ männliche und weibliche?

Die Einteilung männlich-weiblich habt ihr bisher an das Geschlecht gebunden, obwohl ihr im Inneren alle über beide Energien verfügt. Yin-weiblich und Yang-männlich sind an sich neutrale Energien, die sich ergänzen. Das Yin, das Sanfte, nach innen gerichtete und empfangende wurde auch geschlechtlich der Frau zugeschrieben. Das Yang, das Leidenschaftliche, nach aussen gerichtete und eindringend-aktive dem Mann. Für lange war diese Sicht und Unterteilung sinnvoll.

Dass der Mensch, der durch das hormonelle System über mehr Muskeln verfügt die Tiere erlegt (Mann) und die Beerensuche dem körperlich schwächeren Menschen (Frau) auferlegt wurde, macht Sinn. Und natürlich konnten die Kinder auch nur durch die Mutter geboren und die Muttermilch überleben, was die Fürsorglichkeit und das Zuhause an die Frau angebunden hat. Aber ihr lebt nicht mehr in diesen Jahrhunderten!

Es gibt heute nur wenige Dinge, die tatsächlich nur von Frauen oder nur von Männern geschaffen und geschafft werden können. Wenn wir diese Entwicklung betrachten, so sehen wir, wie viel ihr bereits verändert habt an diesem Muster. Viele junge Männer leben ihr Yin, wie auch Frauen ihr Yang, vermehrt. Es ist noch gar nicht so lange her, dass Frauen ins Hausfrauenleben verbannt und geächtet wurden, wenn sie sich mit der Mutterrolle nicht anfreunden wollten. Es ist noch gar nicht so lange her, dass Männer, die sich empfindsam zeigten, als Schwächlinge verlacht wurden. Welch wundervolle Entwicklung ihr doch durchschritten habt!

Aber ja, die Regeln der Gesellschaft hinken der aktuellen Entwicklung immer hinterher. Die Diskussion um die Transgender-Thematik ist ein nächster Schritt, sich aus der geschlechtlichen Norm zu befreien und die Vielfalt der Formen zu entwickeln. All diese Variationen, die nun die Grenzen verwischen und ans Licht treten, sind wunderbar.

Letztlich und in ferner Zukunft wird es jedoch darum gehen, auch diese Einordnung von der Geschlechter- in eine Mensch-Form zu entwickeln. Es geht künftig darum, dass ihr euch anhand der Yin/Yang-Energien definiert im Inneren. Dazu kommt dann – und nicht als Hauptidentifikation – die körperliche Vielfalt und Ausrichtung.

Es ist bisher die Wertung der Gesellschaft, die Einteilungen und Trennungen geschlechtlich produziert. Der einzige Unterschied ist jedoch (noch), dass der frauliche Körper gebärt und der männlich über mehr körperliche Kraft verfügt. Aber ist das Hormonsystem das allein Bestimmende? Ein Mensch könnte sich innerlich als Yang-männlich definieren, sich in dieser Energie zeigen und leben und trotzdem Mutter werden, da er auf der körperlichen Ebene Frau ist.  

Die LGBTQIA+-Community leistet einen sehr wichtigen Beitrag für diese Entwicklung. Ebenso die Bewegung der Frauen betreffend Gleichstellung sowie die Wandlung der Sprache. Machtkämpfe jedoch finden auch hier statt, nicht nur zwischen Frauen und Männern. Bis ihr in dieser fernen Zukunft des Menschseins angekommen seid, sind sie wohl schwer abzuwenden. Denn das Machtgefüge entsteht in demokratischen Ländern durch die Gesellschaft und ihre Regeln. Die Mehrheit bestimmt, was akzeptabel und «richtig» ist. Ihr selbst bestimmt dies deshalb mit, indem ihr euch engagiert in der sogenannten Gesellschaft, und euch nicht entzieht und separiert.

Das Machtgefälle entsteht automatisch, wenn eine Minderheit die Mehrheit aus der Komfortzone treibt. Es ist dies eine grosse gesellschaftliche Umwälzung, die über Jahrzehnte andauert. Damit die Machtkämpfe nicht überhandnehmen, ist es wichtig, dass ihr die Veränderung als Prozess betrachtet. Schaut immer wieder zurück, um anzuerkennen, welche Entwicklung euer Anliegen bereits gemacht hat. Es ist eine längere Reise, kein schnell zu erreichendes Ziel.

Machtkämpfe entstehen auch dadurch, dass der Fokus sich auf einen Feind ausrichtet und sich dort verliert. Ihr seid dann mit eurer Energie im Widerstand gefangen und weit entfernt von euch selbst. So kann es dazu kommen, dass ihr einen Tunnelblick entwickelt und ihr ähnlich (aber nicht genau gleich) Gesinnte ebenfalls als fremd und feindlich betrachtet. In der Klima- und Frauenbewegung ist dies schon länger sichtbar. Dieses Machtgefälle schwächt euch alle und schafft erneute Trennung und Ausgrenzung, was ihr ja bekämpft. Es geht so viel Kraft verloren, wenn ihr ins Extrem fallt und gemässigtere Stimmen ausschliesst.

Am wichtigsten scheint uns deshalb dies: Wenn ihr GEGEN etwas kämpft, seht ihr euch eigentlich in der schwächeren Position und seid schwer imstande, euren Geist auszuweiten und Helfer oder ähnlich Gesinnte mit einzubeziehen und zu respektieren. Wenn ihr FÜR etwas kämpft, seid ihr in eurer Kraft und offen für alle und alles, was euch dem gemeinsamen Ziel näherbringen kann und wird.

Nutzt eure Energie nicht dafür, Feinde zu bekämpfen, sondern dafür, für eure Bedürfnisse einzustehen und sie in der Gesellschaft zu verankern. Das Ziel ist dasselbe – der Weg ist hingegen in all seinen Erfahrungen ein ganz anderer. Er wird euch nicht frustrieren, sondern beschenken.

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